Große Spielwelten sind faszinierend. Große Spielwelten respektieren aber auch selten die Zeit ihrer SpielerInnen. Assassin’s Creed: Odyssey verlangt mir über 40 Stunden ab, um auch wirklich das Ende der dramatischen Geschichte von Kassandra und Alexios zu erleben. Western-Gigant Red Dead Redemption 2 toppt diese Zahl mit rund 50 Stunden und selbst Star Wars: Fallen Order strapaziert mit 15 Spielstunden mein Freizeit-Budget extrem.

Glücklicherweise ist dieser Spielstunden-AAAbsolutismus nicht das einzige, was das Spielregal zu bieten. Es gibt sie, die Titel, die nicht mehr Zeit einfordern als die Länge eines Feierabends — und es gibt viele von ihnen. Um euch die Suche nach diesen Spielen zu erleichtern, habe ich quer durch alle Genres 30 Empfehlungen gesammelt, die in meinen Augen ihre Zeit mehr als nur wert sind.
Die Zeitangaben basieren auf den Angaben der HowLongToBeat-Datenbank, die eine durchschnittliche Spielzeit ermittelt. Die tatsächliche Spielzeit kann selbstverständlich davon abweichen.
The Story Of Henry Bishop (2 Stunden)
Henry Bishop ist Immobilienmakler und bekommt einen vielversprechenden Auftrag: Ein Käufer ist an einem alten Herrenhaus interessiert, das seit Jahren zum Verkauf steht. Der Haken im Kleingedruckten: Die letzten Bewohner dieses Hauses, eine fünfköpfige Familie, verschwand eines Tages spurlos. Bishops Auftrag: Herausfinden, was mit den alten Bewohnern geschehen ist. Allesamt Zutaten für einen gruseligen Kurztrip inklusive Rätseln, knarrenden Holzdielen und klassischem Herrenhaushorror.
Minit (2 Stunden)
Nur 60 Sekunden. So viel Zeit haben SpielerInnen, bevor das Minit wieder von vorne beginnt und erneut die Frage stellt: Wie kann unser Pixel-Protagonist aus der Zeitschleife ausbrechen?
What Remains of Edith Finch (2 Stunden)
Die junge Edith ist das letzte noch lebende Mitglied der Finch-Familie. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und der Geschichte ihrer eigenen Familie kehrt sie in das alte Finch-Anwesen zurück und fahndet nach den letzten Spuren ihrer Eltern, Brüder und Schwestern.
Old Man’s Journey (2 Stunden)
Ein alter Mann begibt sich auf eine letzte Reise, die sich um die schweren Themen des Lebens dreht: Verlust, Hoffnung, Trennung, Versöhnung. Fantasievolle Rätsel und eine extrem entschleunigte Spielgeschwindigkeit machen Old Man’s Journey zu einem entspannten Abenteuer, das nachdenklich stimmt.
Gorogoa (2 Stunden)
Gorogoa ist nicht nur wunderschön anzusehen, sondern hält auch einige echte Kopfnüsse bereit: Perspektivische Rätsel, die über das Verschieben handgezeichneter Panels gelöst werden müssen, sorgen für meditativen Grübelspaß.
Virginia (2 Stunden)
Ein spielbarer Kleinstadtkrimi um einen mysteriösen Mordfall mit besonderem Twist: Hier spricht niemand auch nur ein Wort, stattdessen erzählt Virginia seine Geschichte mit wunderschön inszenierten Bildern und starken Charakteren, denen Mimik und Gestik vollkommen genügt.
Neo Cab (3 Stunden)
Lina ist eine Art Uber-Fahrerin der Zukunft: Jede Nacht rollt sie durch die Straßen der Kleinstadt Los Ojos und bringt Fahrgäste an ihr Wunschziel. Dabei lernt sie die Geschichten ihrer MitfahrerInnen kennen und muss lernen, ihre eigenen Weltanschauungen mit den Bedürfnissen ihrer Fahrgäste in Einklang zu bringen. Denn wer ungern mitfährt, gibt wenig Trinkgeld und obendrein eine schlechte Bewertung — und das kann in der Welt von Neo Cab verhängnisvolle Folgen haben.
Sayonara Wild Hearts (3 Stunden)
Eine surreale Traumreise im Gewand der Neon-80er, die sich um Motorräder, gebrochene Herzen und Synthi-Pop dreht.
Far: Lone Sails (3 Stunden)
Mit einem Gefährt, das an eine Mischung aus Lokomotive und Segelboot erinnert, reist der namenlose Held durch eine postapokalyptische Welt. Die meditative Reise wird regelmäßig von Hindernissen und der Suche nach dem so wichtigen Treibstoff unterbrochen, während über allem das große Fragezeichen schwebt, wie wohl das Ende der Reise aussehen wird.
Gris (4 Stunden)
Gris dreht sich um Traurigkeit, Frustration, Tod, das Gefühl der Ausweglosigkeit. Statt diese Themen allerdings explizit in den Vordergrund zu rücken, macht es sie zu überwindbaren Hürden, Hindernissen und Abgründen, die die Heldin Gris mit Geduld und Mühe hinter sich zu lassen lernt.
Little Nightmares (4 Stunden)
Eine kleine Gestalt im Regencape ist auf der Flucht: Vor riesigen Gestalten, seltsamen Monstern und dem Gefühl, nirgends so wirklich sicher zu sein.
Sea of Solitude (4 Stunden)
Ein Mädchen macht sich auf eine wendungsreiche Reise in ihr Unterbewusstsein, wo wie sich mit ihrer traumatischen Kindheit, dem ersten Liebeskummer und der zerrütteten Beziehung zu ihrer Familie auseinandersetzt. Ein Spiel, das schwere Themen anreist und trotzdem Hoffnung schenkt.
The Lion’s Song (4 Stunden)
In diesem Point’n’Click-Adventure muss Wilma, eine begabte Musikstudentin, gegen ihre Schreibblockade kämpfen. Dafür nimmt sie sich auf Anweisung ihres Professors eine Auszeit, fährt in die Berge und trifft dort auf allerhand eigentümliche Gestalten. Die Art und Weise, wie Wilma mit diesen Menschen interagiert, bestimmt über den weiteren Verlauf des Abenteuers.
The Red Strings Club (4 Stunden)
Manchmal kann eine Verschwörung nur auf Umwegen aufgedeckt werden, wie in diesem Fall: Als Barkeeper mixen wir die richtigen Cocktails, um Gäste in redselige Stimmung zu bringen, töpfern Cyberpunk-Implantate und manipulieren Menschen am Telefon — und alles nur, um einen Komplott aufzulösen, der größer ist, als wir selbst. Und schwer nach Alkohol riecht.
The Darkside Detective (5 Stunden)
Ein etwas trotteliger, aber liebenswerter Detective löst gemeinsam mit einem trotteligen, aber liebenswerten Polizisten Kriminalfälle, die mit einem Fuß in der Welt des Übernatürlichen stehen.
Night Call (5 Stunden)
Als Taxifahrer im nächtlichen Paris machen wir uns auf die Suche nach einem Serienkiller, der auch uns im Visier hat. Dafür müssen Fahrgäste verhört und mit viel Kombinationsgabe ein Plan entworfen werden, der den mysteriösen Mörder in unsere Falle tappen lässt.
Orwell (5 Stunden)
Inspiriert von Phänomen wie Fake News und modernen Filterbubbles inszeniert Orwell einen Thriller, der sich um Whistleblower, staatliche Überwachung und Social-Media-Monitoring dreht — und wir sind als Ohren und Augen der Regierung mittendrin.
Little Misfortune (5 Stunden)
Ein kleines Mädchen geht in den Wald, um für ihre Mutter ein ganz besonderes Geschenk zu finden. Auf ihrem Weg trifft sie auf seltsame Fabelwesen, gruselige Monster und verstört uns immer wieder mit surrealen Traumsequenzen irgendwo zwischen Horrortrip und Märchenwald.
Telling lies (5 Stunden)
Als Detektiv vor dem Bildschirm analysieren wir Videomaterial von vier Menschen, die in einen Komplott verstrickt sind. Worum es geht, wer schuldig ist und wer nicht — das müssen wir mit viel Geduld und Kombinationsgabe herausfinden.
Lost Ember (5 Stunden)
Als Wolf durchstreifen wir eine rätselhafte Welt, in der sich die Natur die Ruinen einer untergegangenen Zivilisation zurückerobert hat. Ein märchenhaft-verträumter Ausflug durch eine farbenfrohe Spielwelt, die voller Geheimnisse steckt — und uns einen fantastischen, sphärischen Soundtrack durch die Ohren jagt.