Dom Schott spielt viele Videospiele. Oft wird daraus dann ein Podcast oder eine lange Reportage, manchmal aber auch nicht. Für diese Fälle gibt es „OK COOL kurzgefasst“: Kurzkritiken mit stimmungsvollem Wertungsbildchen, die euch als Einkaufshilfe dienen können oder einfach nur Spaß machen. Jede Woche neu
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Jagged Alliance 3
Eigentlich sollte mir die Fortsetzung des Traditionsfranchises aus den 90-ern wirklich gut gefallen: Rundenstrategie mit Deckungsspiel im Kampf, ein interessant gestalteter Wirtschafts- und Planungsmodus zwischen den Gefechten. Der Schauplatz und die Art und Weise, wie wir mit der Spielwelt von JA 3 interagieren, hat mir allerdings gehörig den Spaß verdorben: Als bunt durchmischte Söldnertruppe fallen wir auf dem afrikanischen Kontinent ein, um einen gewaltsam abgesetzten Präsidenten zu befreien und die paramilitärische Legion zu besiegen.
Grundsätzlich eine interessante Prämisse, die allerdings kolonialromantische Fettnäpfchen zuhauf in Aussicht stellt – und in die Jagged Alliance fast ausnahmslos tritt. „Befreite“ indigene Dörfer plündern wir leer, auf den Märkten verkaufen wir Reliquien der Einheimischen ohne Konsequenz und die Minenarbeiter schicken wir wieder direkt zurück in den Schacht, nachdem wir sie von der Legion befreit haben – damit sie nun brav in unseren Geldbeutel scheffeln.
Nein, Jagged Alliance 3 hat mich wegen seiner Gedankenlosigkeit schwer genervt und scheint mir im Kern kein Deut moderner als der Vorgänger aus dem Jahr 1999. Selbst die sexistischen Stereotypen im Söldnerkader haben sich hinübergerettet. Das mag Franchise-Fans gefallen, mir allerdings nicht.

Void Bastards
Seit seinem Release 2019 ruhte sich Void Bastards auf meiner Wunschliste aus: Der interessante Comic-Stil hatte es mir angetan, aber für den Spontankauf hatte es damals nicht gereicht. Mensch, welch großer Irrtum!
Void Bastards ist ein stylischer Roguelite-Shooter, der uns von Raumschiff zu Raumschiff jagt, um die schwebenden Kolosse gründlich auszuräumen: Batterien, Geld, Ressourcen, alles ist wertvoll für uns – und wird je nach Los des Zufallsgenerators von mal mehr, mal weniger gefährlichen Gegnern bewacht. Die können wir umhauen, schleichend ignorieren oder mit einem Sprint hinter uns lassen – alles ist erlaubt, solange der Sauerstoffvorrat für die Rückkehr zum eigenen Schiff ausreicht. Verpassen wir den Ausstieg, ist das aber auch nicht weiter schlimm, denn dann geht das Spiel mit einem neuen Charakter einfach weiter. Was für ein Spaß, der seine Welt handgezeichnet und stilsicher inszeniert.

Baldur’s Gate 3
Ich bin fassungslos, wie sehr mich dieses Spiel in seine Welt zieht. Nach 25 Stunden habe ich nicht einmal das Anfangsgebiet verlassen – und bin darüber nicht frustriert, wie damals in den berüchtigten Hinterlanden von Dragon Age: Inquisition, sondern erfreut, dass ich noch so viel vor mir habe.
Es ist viel zu früh für ein finales Fazit, aber bisher bin ich begeistert: Insbesondere von der spielerischen Freiheit, der dramaturgischen Qualität der Geschichte und seiner Charaktere, dem Humor, dem Witz und den regelmäßigen kleinen und großen Wendungen im Spiel. Ich kann momentan kaum an etwas anderes als dieses Spiel denken. Wow.
Die große Frage ist: Bleibt das Spiel auf diesem hohen Niveau, sobald ich den Teil der Welt hinter mir gelassen habe, der in monatelanger Early-Access-Phase feingeschliffen wurde? Ich hoffe es von ganzem Herzen.
